Besser Online 2013: Weniger jammern, mehr machen

Schön war´s bei der DJV-Tagung Besser Online 2013 beim ZDF in Mainz. Für mich war es die vierte als Besucher und die zweite als Mitorganisator, daher fällt mein Fazit vielleicht etwas voreingenommen aus. Für mich bot Besser Online auf jedem Fall viel Altbekanntes und etwas Neues.

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Altbekanntes konnte man leicht an Sätzen wie “Dem Lokaljournalismus im Internet gehört die Zukunft”. Dass sich einige Diskussionen im Kreis drehen, hängt meiner Ansicht damit zusammen, dass sich die Parameter für den Journalismus kaum verändert haben. Ich hoffe, wie viele Teilnehmer offenbar auch noch nach Jahren von Stagnation/Kürzungen darauf, dass Medienhäuser, Verlage und Rundfunkanstalten mit ihrer wirtschaftlichen und informationellen Macht die Entwicklung neuer (nachhaltiger) Geschäftsbereiche vorantreiben und – ja! -auch den Online-Journalismus stärken – nicht zuletzt auch in ihrem Interesse. “Da kannste lange warten!”, entgegnet mir ein Kollegen sinngemäß. “Man muss das Heft in die Hand nehmen und was eigenes machen”. Er hat natürlich nicht unrecht, der Kollege.

Inspiration für eigene Projekte gab es zuhauf bei Besser Online: Klein- und Kleinstunternehmen, die sich auf Branchen (Modeblogs; das von Frauen gemachte Männermagazin Centurio), lokalen Journalismus (eher konservativ wie altona.info, eher kritisch wie hh-mittendrin.de oder eher wie halloherne.de, sprich: keine Kommentare, keine Meinungen, dafür Nachrichtenjournalismus pur) oder auf Dienstleistungen (Beratung, Kommunikation) spezialisieren. Als Vertreter der wenigen “Großen” vor Ort stellt Sascha Venohr die Abteilung “Datenjournalismus” bei Zeit Online vor. Datenjournalismus könnte vor dem Hintergrund immer besser werdender Tools und “steigendem Bedarf” (Julius Tröger, Datenjournalist bei der Berliner Morgenpost) eine Geschäftsidee für immer mehr Kleinunternehmer (es gibt sie natürlich schon, etwa opendatacity) werden.

So vielseitig die Teilnehmer und Projekte, so vielseitig die Arten der Finanzierung. Es gibt Crowdfinanziertes (Juiced), klassische Bannerwerbung (Halloherne.de), gesponserte Beiträge (altona.info), verschiedene Formen von Quersubventionierungen und sogar die Paywall nach dem Metered-Model ist noch recht lebendig (und wird bald bei der Mainzer Allgemeinen Zeitung eingeführt). Die Vielfalt zeigt: Es gibt kein per se funktionierendes Finanzierungsmodell – es heißt weiter hin “Durchwursteln” (Jürgen-M. Edelmann für den rbb), “Durststrecken überwinden” (Ulrike Langer auf dem Podium “Medienjournalismus”) “Einfach ausprobieren und machen!” (Andi Weiland, sozialhelden e.V. und andere).

Vielleicht sind das die bleibenden Eindrücke von Besser Online 2013: Der (Online-)Journalismus wird kleinteiliger, lokaler, und jeder sucht seinen individuellen Weg. Das hat durchweg positive Effekte: Zum ersten Mal hatte ich bei Besser Online den Eindruck, dass insgesamt weniger gejammert wurde. Vielleicht, weil wieder mehr Journalisten gemerkt haben, dass nur wir selbst einen Wandel herbeiführen können.

6 Gedanken zu „Besser Online 2013: Weniger jammern, mehr machen

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